Unternehmen durchlaufen verschiedene Unternehmenszyklen. Als Investor ist es wichtig, zu verstehen, in welchem Zyklus sich ein Unternehmen befindet. Um möglichst lange von einem Unternehmen zu profitieren, ist es sinnvoll, in junge und etablierte Unternehmen zu investieren. Hat man jedoch einen kürzeren Anlagehorizont, dann tut es vielleicht auch ein Unternehmen, welches sich eher am Ende eines Zyklus befindet.
Die erste Phase eines Unternehmens
In der ersten Phase sind Unternehmen meistens nicht profitabel. In dieser Phase wird jegliches Geld, welches vorhanden ist, in das Wachstum investiert. Um Steuern zu sparen, weisen diese Unternehmen nahezu nie einen Gewinn aus. Durch diese Strategie können Unternehmen sehr schnell wachsen. Sie haben immense Umsatzsteigerungen und erobern neue Märkte. In dieser Phase schießen die Aktienkurse meistens in die Höhe. Die Investoren sind äußerst euphorisch und haben noch höhere Kursphantasien. In dieser Phase muss sich der Aktionär allein mit der Kurssteigerung zufriedengeben.
Das ist die übliche Phase, in der ein Unternehmen das gesamte Geld ins eigene Geschäftsmodell investiert. Jeder Euro/Dollar, der nicht ins eigene Geschäftsmodell investiert wird, wäre ein verlorener Euro/Dollar und würde das Wachstum abschwächen. Ist man von dem Geschäftsmodell und dem Unternehmen überzeugt, so kann man überlegen, ob man in das Unternehmen investiert. In den meisten Fällen sind die Unternehmen noch relativ klein, was ein erhöhtes Risiko mit sich bringt. Setzt sich so ein Unternehmen nämlich nicht durch, dann fällt der Aktienkurs noch schneller, als er ursprünglich gestiegen ist.
Die mittlere Phase eines Unternehmens
In der zweiten Phase sind die meisten Unternehmen bereits profitabel. Je nach Marktposition verdienen die Unternehmen gutes Geld. Sie haben starke Cashflows, wobei ein Großteil des Cashflows frei verwendet werden kann. Der Cashflow wird unterschiedlich eingeteilt. Ein Teil wird ins eigene Geschäftsmodell investiert, sodass dieses am Laufen bleibt und weiterwächst. Gute Unternehmen versuchen, mit dem freien Cashflow neue Märkte zu erobern und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. In dieser Phase wird auch erstmals über eine Dividende und Aktienrückkäufe nachgedacht. Die Unternehmen florieren, ihnen stehen alle Möglichkeiten offen. Sie kaufen eigene Aktien zurück, schütten eine Dividende aus und haben dennoch genug Geld, um neue Märkte zu erobern. Erkennt man solch ein Unternehmen frühzeitig, dann kann noch sehr lange davon profitiert werden. Diese Unternehmen wachsen häufig überdurchschnittlich und bringen den Aktionären viel Geld ein. Die etablierte Marktposition reduziert das Risiko und die Ausschüttungen an die Aktionäre ziehen viele Anleger an.
Die letzte Phase eines Unternehmens
In der letzten Phase eines Unternehmens fällt es dem Unternehmen schwer, noch zusätzliches Wachstum zu erzeugen. Das eigene Geschäftsmodell befindet sich in der Sättigung. Es wird meistens so viel Geld ins eigene Geschäftsmodell investiert, sodass dieses am Laufen bleibt. Oft wird das restliche Geld an Aktionäre ausgeschüttet, in Form von einer Dividende oder Aktienrückkäufen. Häufig gibt es technologisch bessere Konkurrenten, welche nicht einzuholen sind. Nur in seltenen Fällen werden Großkonzerne umgekrempelt und finden zur alten Stärke zurück. Diese Unternehmen verschlafen in der Phase zwei häufig, sich nach neuen Märkten umzusehen. Das bringt sie in die verheerende Position, dass es nahezu keine Wachstumsmöglichkeiten mehr gibt. Große Kurssprünge sind hier nicht mehr zu erwarten. Allein die Dividende ist der einzige Trost für den Aktionär. Wer noch einen langen Anlagehorizont hat und noch in der Ansparphase ist, sollte über eine Alternative nachdenken.
Wann kaufe ich was?
Um die einleitende Frage zu beantworten, müssen wir zunächst unsere Strategie festlegen. Unsere Strategie hängt meistens auch von unserem Anlagehorizont ab. Wenn wir diesen kennen, können wir auch die passenden Unternehmen kaufen.
1. Phase
Haben wir noch einen sehr langen Anlagehorizont, dann ist es natürlich sinnvoller, in Unternehmen zu investieren, die noch extrem schnell wachsen. Gerade wegen dem schnellen Wachstum werden diese Unternehmen vom Markt sehr teuer bewertet. Hier gilt es einen günstigen Einstiegspunkt zu finden. Diese Gelegenheiten bekommen wir nur äußerst selten. Meistens dann, wenn die gesamte Stimmung am Aktienmarkt negativ ist und wir eine größere Korrektur erleben. Hat der Aktienmarkt jedoch mal korrigiert, dann sollten wir versuchen, möglichst viele gute und junge Unternehmen zu kaufen.
2. Phase
Die Unternehmen in der mittleren Phase sind meist moderat bewertet. Für qualitativ hochwertige Unternehmen müssen wir manchmal etwas mehr bezahlen, langfristig zahlt sich das aber mit einer Überrendite aus. Unternehmen in dieser Phase lassen sich immer wieder finden, auch dann, wenn wir schon einen längeren Bullenmarkt haben. Hier achtet man genau auf die historische Bewertung. Ist die historische Bewertung teurer als heute, dann können wir über einen Einstieg nachdenken. Achtung! Es ist wichtig, dass das Geschäftsmodell nach wie vor seine Relevanz hat.
3. Phase
Unternehmen in der dritten Phase sollte man meiden, sofern man noch einen langen Anlagehorizont hat. Langfristig haben diese Unternehmen meist keine Perspektive. Häufig lässt man sich von der hohen Dividendenrendite blenden und meint, man macht ein Schnäppchen. Sobald jedoch die Umsätze weiter zurückgehen, wird irgendwann auch die Dividende gekürzt. Diese Unternehmen eigenen sich nur dann, wenn man einen kurzen Anlagehorizont hat und noch möglichst viel Dividende einkassieren möchte. In den seltensten Fällen schaffen diese Unternehmen den Turnaround. Es ist wahrscheinlicher, dass ein gutes Unternehmen ein gutes Unternehmen bleibt, als dass ein schlechtes Unternehmen ein gutes Unternehmen wird.
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