Das ist sicherlich eine der schwierigsten Fragen an der Börse. Es gibt viele Anleger, die dieser Frage aus dem Weg gehen, indem sie immer und zu jeder Zeit kaufen. Wir sind der klaren Überzeugung, wer immer und zu jedem Zeitpunkt kauft, wird niemals eine Überrendite erzielen. Es kommt hinzu, wer zu teuer einkauft, erhöht die Gefahr, Geld zu verlieren. Deshalb sehen wir den Einstiegspunkt nicht als trivial. Ist das Markettiming? Hier ein ganz klares NEIN! Es ist kein Markettiming, wenn ich einen klaren und strukturierten Prozess verfolge. Wenn meine Bewertungsgrundlage ergibt, dass ein Einstieg momentan zu sehr risikobehaftet ist, dann muss man auch mal abwarten. Wie also bewerten wir den Einstiegspunkt?

  • Liegt die Bewertung unter dem historischen KGV?
    • In den meisten Fällen bewegt sich eine Aktie um das Durchschnitts-KGV. Wenn eine Aktie über dem Durchschnitts-KGV gehandelt wird, dann ist sie teurer als gewöhnlich. Wenn eine Aktie unter dem Durchschnitts-KGV liegt, ist sie günstiger als sonst. Das KGV allein reicht nicht aus, um ein Unternehmen zu bewerten. Das Pendeln um das Durchschnitts-KGV geht nur dann, wenn das Geschäftsmodell und die fundamentalen Daten des Unternehmens gleich bleiben. 
    • Achtung! Es muss aufgepasst werden. Wenn ein Unternehmen immer weniger wächst und immer schlechtere Zahlen aufweist, dann wird es auch im KGV immer günstiger, da der Markt keine Fantasie mehr für dieses Unternehmen hat. Dann ist es fatal, in dieses fallende Messer zu greifen. Wer nur nach einem billigen KGV geht, landet am Ende bei Loseraktien.
  • Liegt die Bewertung des Shiller KGV unter dem historischen Mittel?
    • Der Unterschied zwischen dem Shiller KGV und dem gewöhnlichen KGV ist, dass die Gewinne der letzten zehn Jahre verwendet werden. Die Mittelwertbildung der Gewinne soll dazu dienen, dass außergewöhnliche Jahre rausgefiltert werden. Wenn die Gewinne eines Unternehmens abrupt steigen, heißt das lange nicht, dass diese auch nachhaltig mit diesen Steigerungsraten steigen.
  • Liegt die zu erwartende Rendite mindestens zwischen 10-12 % im Jahr, nach der Berücksichtigung einer Margin of Safety?
    • Unsere Zielrendite liegt langfristig zwischen 10-12 % pro Jahr. Wir können bei einer Unternehmensanalyse oder Bewertung der Zahlen immer einen Fehler machen. Damit wir unser Risiko minimieren und potenzielle Fehler vorbeugen, steigen wir nur dann ein, wenn eine Rendite von z. B. 15-17 % zu erwarten ist. Diesen Puffer nutzen wir, um uns zusätzlich abzusichern. Durch dieses Absichern entsteht ein asymmetrisches Chance/Risiko-Verhältnis. Wenn wir durchgehend und bei jedem Kaufzeitpunkt diese Kriterien anwenden, minimieren wir unser Risiko auf Verluste. Nebenbei erhöhen wir unsere Chancen auf eine Überrendite.

Was verstehen wir unter Markettiming? Unter Markettiming verstehen wir das Kaufen und Verkaufen von Aktien zu bestimmten Zeitpunkten. Zum Beispiel: „Oh, die Marktaussichten sind schlechter geworden, ich verkaufe meine Position und steige vielleicht in einem Jahr wieder ein“. Neben Markettiming ist das vor allem Spekulation. In erster Linie streichen wir das Wort „verkaufen“ aus unserem Vokabular. Wir kennen nur noch „kaufen“ oder „nicht kaufen“. Mit diesen beiden Werkzeugen agieren wir an der Börse. Wir kaufen, wenn etwas günstig ist, kaufen aber nicht, wenn wir etwas für zu teuer halten.